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VistaVision Introductions
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in70mm.com
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Written
by: Wolfram Hannemann ©
2009 by Wolfram Hannemann" |
Date:
09.02.2010 |
FREIBEUTER DER MEERE
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Bild Clemens Scherer
Meine sehr geehrten Damen und Herren,
liebe Festivalgäste,
hallo Filmfans!
Im Namen der Schauburg darf ich Sie ganz herzlich willkommen heissen zum „2.
Widescreen Weekend“, das unter dem Motto steht „In VistaVision, Technicolor
und Perspecta Sound“. Einmal mehr laden wir Sie ein zu einer Reise in die
Vergangenheit, als das gute alte Hollywood noch Hollywood war und sich mit
wahrem Ideenreichtum gegen die drohende Konkurrenz des Fernsehens zur Wehr
setzte. Dem Kleinformat setzte man immer größere, stets breiter werdende
Bilder entgegen. Cinerama, CinemaScope, Todd-AO und natürlich auch
VistaVision hießen die Zauberformeln, mit denen man dem Pantoffelkino die
Luft aus den Segeln nehmen wollte. Und der Schlachtplan hatte Erfolg.
Natürlich musste man wie bei jeder Arznei auch gewisse Nebenwirkungen in
Kauf nehmen. So entstanden in jener Zeit auch viele, nun, ich möchte mich
etwas vornehm ausdrücken, „dümmliche“ Filme, die nur auf das breite Bild und
den stereophonischen Ton setzten und dabei die zu erzählende Geschichte
etwas aus den Augen verloren. Solche Filme gehören natürlich ebenso zu
Hollywood wie die sogenannten Meisterwerke. Ich meine, dass wir mit unserer
Filmauswahl während dieses kleinen Festivals eigentlich die ganze Palette
abdecken können. So werden wir ganz sicher genauso oft Schmunzeln dürfen ob
der unfreiwilligen Komik, die der ein oder andere Film aufgrund seines
Alters mit sich bringt, wie wir auch Staunen dürfen über die nach wie vor
einfachen, aber nicht weniger beeindruckenden Spezialeffekte. Für viele von
uns wird es das erste Mal sein, dass wir einige dieser Filme auf der großen
Leinwand erleben dürfen. Und ich sage bewusst „erleben“, denn keine noch so
gut gemasterte DVD wird den Film via Monitor oder gar Beamer zu einem echten
„Erlebnis“ werden lassen. Man spricht dann wohl eher von Filmkonsum.
In diesem Sinne wünsche ich uns Filmfans ein angenehm nostalgisches
Wellness-Wochenende. Für alle die mich noch nicht kennen: mein Name ist
Wolfram Hannemann und es wird mir ein Vergnügen sein, Ihnen ab und zu ein
paar wichtige und viele unwichtige Infos zu den gezeigten Filmen zu erzählen.
Wir beginnen unsere Zeitreise mit der 1958 entstandenen Seeräuber-Geschichte
THE BUCCANEER – FREIBEUTER DER MEERE. Es ist die einzige Regiearbeit des
damals 43jährigen Hollywood-Stars mexikanischer Abstammung Anthony Quinn.
Und es war der letzte Film, an dem der legendäre Cecil B. DeMille als
Exekutivproduzent mitarbeitete. DeMille verstarb wenige Wochen nach der
Premiere des Films im Alter von 78 Jahren. DeMille, den wir gleich zu Beginn
des Films sehen werden, war nicht nur Produzent des Films, sondern
gleichzeitig auch noch der Schwiegervater von Anthony Quinn. Der nämlich war
mit dessen Tochter Katherine verheiratet. Es wird berichtet, dass das
Verhältnis von Schwiegervater zu Schwiegersohn ein sehr angespanntes war.
Insofern wundert es im Nachhinein nicht, dass DeMille selbst nochmals Hand
anlegte und den Film nach der Premiere umschneiden ließ – und das obwohl er
beim Publikum sehr gut ankam. Quinns Schnittfassung verschwand in der
Versenkung. Übrigens handelt es sich bei THE BUCCANEER um ein Remake. Denn
Cecil B. DeMille inszenierte denselben Stoff als Regisseur bereits im Jahre
1938 – mit Anthony Quinn in einer der Hauptrollen.
Wir sehen FREIBEUTER DER MEERE in einer 35mm Technicolor Druckkopie in
deutscher Synchronfassung und mit der grandiosen Musik von Elmer Bernstein.
Ein Dank gebührt Hermann Barth, der uns diese Kopie zur Verfügung gestellt
hat. Der Film ist übrigens genauso alt wie ich. Ich hoffe jedoch, dass sich
die Kopie, die wir jetzt gleich sehen werden, in einem besseren Zustand
befindet als das Original, das hier vor Ihnen steht.
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More
in 70mm reading:
“In VistaVision, Technicolor and
Perspecta sound” 6-7 Juni 2009
VistaVision Review
Berg der Kinoträume: Paramounts
VistaVision
Sensurround @ the Schauburg
6. Todd-AO 70mm-Festival 2010
Internet link:
schauburg.de
laserhotline.de
wolframhannemann.de
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GEISHA BOY
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Bild Clemens Scherer
Es darf gelacht werden, denn als nächstes
haben wir einen Jerry Lewis Film aus dem Jahre 1958 auf dem Programm: GEISHA
BOY unter der Regie von Frank Tashlin, für den Jerry Lewis mehr als nur
einmal vor der VistaVision-Kamera stand.
Während den Vorbereitungen für das Festival haben wir entdeckt, dass es sich
bei der deutschen Fassung von GEISHA BOY, die Sie gleich sehen werden, um
eine gekürzte Fassung handelt. Offensichtlich hatte man für die
Erstauswertung in deutschen Kinos eine Szene entfernt, in der die „Los
Angeles Dodgers“ bei einem Freundschaftspiel in Japan zu sehen sind. Man
kann hier nur mutmaßen, warum dies geschah. Schenkt man Berichten über die
Aufführung des Films in New York im Jahre 1958 Glauben, so erzürnte genau
die fragliche Szene das Gemüt der New Yorker. Denn die „Dodgers“, die
bislang in Brooklyn beheimatet waren, hatten sich erst kurze Zeit vor dem
Start des Films nach Los Angeles abgesetzt, um dort ihre neue Heimat zu
haben. Die fehlende Sequenz ist übrigens auf der DVD des Films enthalten.
Jetzt also GEISHA BOY in einer deutschsprachigen Technicolor
Erstaufführungskopie, zwar ohne die Dodgers, dafür aber mit der bezaubernden
Suzanne Pleshette in ihrer ersten Filmrolle und natürlich Jerry Lewis, der
in diesem Jahr übrigens seinen 83. Geburtstag feierte! Unser Dank geht an
Jürgen Brückner von der Kinemathek Coburg, der uns diese Kopie zur Verfügung
stellt.
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DER BESESSENE
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Bild Clemens Scherer
ONE EYED JACKS – so der Originaltitel des
Films, den wir Ihnen jetzt gleich zeigen werden, hat eine bewegte Geschichte
hinter sich. Es ist die erste und einzige Regiearbeit von Marlon Brando,
damals gerade 36 Jahre alt. Ursprünglich sollte Stanley Kubrick die Regie
übernehmen, wurde aber dann von Produzent Frank P. Rosenberg gefeuert. Am
Drehbuch versuchten sich außer dem Produzenten auch noch Rod Serling, Sam
Peckinpah und Calder Willingham, bevor schließlich Guy Trosper damit
beauftragt wurde.
Marlon Brandos Schnittfassung des Films betrug fast fünf Stunden, was
Paramount natürlich nicht akzeptierte und den Film auf seine jetzige Länge
von fast zweieinhalb Stundent umschneiden ließ. Brando war mit dem Ergebnis
sehr unzufrieden und sagte, dies sei nicht sein Film. In der gekürzten
Fassung wären die Charaktere schwarz-weiß, in seiner Langfassung hingegen
grau und menschlich, sagte er einmal.
DER BESESSENE war der letzte Film, den Paramount im VistaVision-Format
drehen ließ. Chefkameramann war Charles Lang, der ein Jahr später am
Cinerama-Spektakel DAS WAR DER WILDE WESTEN mitarbeitete. Die Musik stammt
von Hollywood-Veteran Hugo Friedhofer.
Wir zeigen Ihnen den Film als Technicolor-Erstaufführungskopie in der
englischen Originalfassung, die uns liebenswerterweise von Thomas Pfeiffer
vom Metropolis-Archiv der Kinemathek Hamburg zur Verfügung gestellt wird..
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VERTIGO
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Guten Abend, meine Damen und Herren, und
herzlich willkommen zu einem der Höhepunkte unseres „2. Widescreen-Weekends“
hier in der Schauburg.
VERTIGO von Alfred Hitchcock entstand im vierten Quartal des Jahres 1957 an
verschiedenen Locations in Kalifornien und erlebte seine Uraufführung am 9.
Mai 1958 in San Francisco. Die Kritiker mochten ihn nicht sonderlich und
auch die Einspielergebnisse überzeugten nicht. In seiner Verbitterung über
die vernichtenden Kritiken sowie den kommerziellen Misserfolg gab Hitchcock
seinem Hauptdarsteller James Stewart die Schuld an dem Fiasko. Er sei eben
zu alt, um noch Publikum anzuziehen. Und das im Alter von nur 49!
Inzwischen gehört VERTIGO zu jenen Filmklassikern, die auf keiner Hitliste
fehlen dürfen und schaffte es 2007 sogar auf Platz 9 der „Greatest Movies af
all Times“-Liste des American Film Institutes. Dem 1980 verstorbenen
Hitchcock hätte das sicher gefallen.
Jahrzehntelang war der Film für Kinos nicht verfügbar. Hitchcock hatte die
Rechte an diesem sowie vier weiteren seiner Filme vom Studio zurückgekauft,
um sie dem Erbe für seine Tochter hinzuzufügen. Erst 1983 wurde VERTIGO
zusammen mit den anderen Filmen wieder für Aufführungen freigegeben. Etwa
zehn Jahre später machten sich die Restaurierungsspezialiten Robert A.
Harris und James C. Katz daran, den Film aufwändig zu restaurieren. Denn
leider wurden das Negativ sowie die Schwarz-Weiß-Separationen über Jahre
hinweg unsachgemäß gelagert, so dass sich die Farben veränderten und die
Filmrollen zu schrumpfen begannen. Von Rechteinhaber Universal Pictures mit
über einer Million US-Dollar ausgestattet, konnten Harris und Katz eines der
aufwändigsten Restaurierungsprojekte realisieren. 1996 war es dann soweit:
VERTIGO glänzte jetzt wieder in der von Hitchcock ausgeklügelten
Farbdramaturgie.
Und er glänzte erstmals im 70mm-Format. Und nicht nur das. Während der
Restaurierungsarbeiten wurden auch die Originalbänder mit der Musik von
Bernard Herrmann entdeckt. Überrascht stellte man fest, dass der komplette
Score sogar in 3-Kanal Stereo aufgenommen wurde. Damit lag es nahe, den Film
mit einer entsprechend neuen Tonmischung auszustatten und die immense
Wirkung von Herrmanns Musik dadurch noch zu erhöhen. Übrigens war sogar ein
Song mit dem Titel „Vertigo“ für den Film vorgesehen, komponiert vom Duo Jay
Livingston und Ray Evans und gesungen von Billy Eckstine. Hitchcock jedoch
befand den Song zurecht als ungeeignet für seinen Film, woraufhin dieser nur
für Werbezwecke eingesetzt wurde.
Um gewissen ungeschriebenen Filmgesetzen einiger europäischer Länder Tribut
zu zollen, hatte Hitchcock für VERTIGO noch ein komplett anderes Ende
inszeniert. Die Restaurateure haben es jedoch tunlichst vermieden, das
alternative Ende einzubauen. Die Version, die wir Ihnen heute Abend im
70mm-Format und mit 6-kanaligem DTS Digitalton präsentieren, entspricht
somit exakt der von Hitchcock favorisierten Fassung. Noch ein Hinweis darauf,
dass die deutsche Synchronfassung, die Sie hören werden, nicht der Fassung
von 1959 entspricht, sondern 1997 komplett neu angefertigt wurde. Die Kopie
wird uns von Universal Pictures International, Frankfurt, zur Verfügung
gestellt.
Freuen Sie sich jetzt mit mir zusammen auf dieses Meisterwerk der
Filmgeschichte, dessen Inhalt der schwarz-humorige Hitchcock einmal selbst
mit folgendem Satz zusammenfasste: „Es geht um einen Mann, der mit einer
Frau ins Bett gehen möchte, die bereits tot ist. In gewisser Weise geht er
also einer Art von Nekrophilie nach“. Das geeignete Thema für unser kleines
„Get Together“ im Anschluss an den Film, zu dem alle Festivalpassinhaber
herzlich eingeladen sind.
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DER HERRSCHER VON KANSAS
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Bild Clemens Scherer
THE JAYHAWKERS!, wie DER HERRSCHER VON KANSAS
im Original heisst, stammt aus dem Jahre 1959. Der Western entstand unter
Regie des komödienerprobten Melvin Frank und es gibt ihn bislang weder auf
DVD noch Blu-ray Disc. Ein echtes Schmankerl also. In den Hauptrollen sind
Jeff Chandler, Fess Parker und Nicole Maurey. Hochinteressant dürfte der
Schauspieler in der kleinen Nebenrolle des Deputy Smallwood sein. Denn das
ist kein Geringerer als der damals 33jährige Harry Dean Stanton. Die Musik
für den Film komponierte Jerome Moross, der ein Jahr zuvor für den Score zu
WEITES LAND mit einer Oscar-Nominierung bedacht wurde. Chefkameramann war
der VistaVision-erfahrene Loyal Griggs, dessen Arbeit wir bereits gestern
bei FREIBEUTER DER MEERE bewundern durften.
Wir zeigen den Film in einer deutsch synchroniserten Technicolor
Erstaufführungskopie mit besonderem Dank an Jürgen Brückner von der
Kinemathek Coburg.
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ZWEI RECHNEN AB
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Das Drehbuch zu ZWEI RECHNEN AB basiert auf
einem wahren Ereignis, das sich am 26. Oktober 1881 tatsächlich zugetragen
hat: das berühmte Duell in Tombstone, bei dem Wyatt Earp und seine Brüder
zusammen mit Doc Holliday gegen die Clanton-Bande kämpften.
Meisterregisseur John Sturges, dem wir so berühmte Filme wie DIE GLORREICHEN
SIEBEN, DER LETZTE ZUG VON GUN HILL oder GESPRENGTE KETTEN verdanken,
inszenierte den Film nach einem Drehbuch von Leon Uris, dem späteren Autor
des Romans EXODUS.
Zwei Hollywood-Haudegen traten für Sturges vor die VistaVision-Kameras: Kirk
Douglas als Doc Holliday und Burt Lancaster als Wyatt Earp. Bei den
Nebendarstellern gibt es ein Wiedersehen mit „Pille“ oder besser „Doctor
McCoy“ alias DeForest Kelly aus der TV-Serie RAUMSCHIFF ENTERPRISE. Ihn
sehen wir in der Rolle des Morgan Earp. Hierzu noch ein kleines unwichtiges
Detail: zehn Jahre nach ZWEI RECHNEN AB gab es eine Episode der Serie
RAUMSCHIFF ENTERPRISE, in der McCoy und der Rest der Crew den Earps
gegenüberstehen.
Die Musik für Sturges‘ Film komponierte der auf Western spezialisierte
Komponist russischer Abstammung, Dimitri Tiomkin. Sein Score wurde übrigens
in den 80er-Jahren unter Leitung von Elmer Bernstein neu eingespielt und ist
inzwischen auch auf CD erschienen.
Ein Western von John Sturges mit Kirk Douglas und Burt Lancaster und der
Musik von Dimitri Tiomkin – klassischer kann Hollywood nicht sein. Ein
weiterer Dank an Jürgen Brückner von der Kinemathek Coburg.
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ÜBER DEN DÄCHERN VON NIZZA
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Ich weiß nicht wie es Ihnen geht, aber auf die
nächsten beiden Filme unseres kleinen Festivals freue ich mich ganz
besonders. Bietet sich doch die äußerst seltene Gelegenheit, der
unvergesslichen Grace Kelly auf der großen Leinwand zu begegnen. Grace Kelly
wäre in diesem Jahr 80 Jahre alt geworden. Ihrem Andenken sind die letzten
zwei Filme gewidmet.
Grace Kelly wurde am 12. November 1929 in Philadelphia in den USA als Kind
wohlhabender Eltern geboren. Schon sehr früh wusste die junge Dame, dass sie
leidenschaftlich gerne Schauspielerin werden wollte. Nach ihrem Abgang von
der High School im Jahre 1947 ging sie nach New York, wo sie zwei Jahre
später ihr Debüt am Broadway gab. Doch ihr eigentliches Ziel war Hollywood.
1951 war es soweit. Mit 22 hatte sie ihren ersten Filmauftritt in Henry
Hathaways FOURTEEN HOURS und ein Jahr später schon spielte sie an der Seite
von Cary Cooper in HIGH NOON. Der enorme Erfolg dieses Films führte dazu,
dass Alfred Hitchcock auf sie aufmerksam wurde. Für DIAL M FOR MURDER in 3D
stand sie zum ersten Mal für den Master of Suspense vor der Kamera, für den
sie noch zwei weitere Filme drehen würde: REAR WINDOW – DAS FENSTER ZUM HOF
1954 und TO CATCH A THIEF – ÜBER DEN DÄCHERN VON NIZZA 1955.
Für ÜBER DEN DÄCHERN VON NIZZA ließ Alfred Hitchcock im Sommer des Jahres
1954 seine VistaVsion-Kameras an der französischen Riviera surren. Während
der Dreharbeiten fragte Grace einmal den Drehbuchautor John Michael Hayes,
wem denn die Gärten gehören würden. „Prinz Grimaldi“ war seine Antwort.
Diesen Prinzen lernte sie erst im darauffolgenden Jahr während der
Filmfestspiele in Cannes kennen. Der Zufall wollte es, dass der gerade
dringend eine Ehefrau suchte, um einen Thronfolger zu zeugen. Denn ohne
einen solchen würde Monaco nach dem Tod des Prinzen wieder automatisch an
Frankreich fallen und die Bürger müssten französische Steuern zahlen. Auch
Grace selbst war zu dieser Zeit auf der Suche nach einem Ehegatten, der
zudem noch den Ansprüchen ihrer Eltern genügen würde. Zwischen den beiden
funkte es und sie heirateten am 19. April 1956. Aus Grace wurde die
Prinzessin von Monaco. Diese Traumhochzeit wurde natürlich nach Hollywood-Maßstäben
inszeniert.
MGMs Kostümdesignerin Helen Rose fabrizierte das bis dahin teuerste
Brautkleid ihrer Laufbahn und Sydney Guilaroff, seines Zeichens Chef-Haardesigner
bei MGM, zeichnete für Graces Hochzeitsfrisur verantwortlich. Die ganze
Zeremonie wurde selbstverständlich exklusiv von MGM unter dem Titel WEDDING
IN MONACO auf Film festgehalten – in CinemaScope! Wäre das nicht auch einmal
ein Schmankerl für eines der nächsten Festivals?
Am 14. September 1982 verstarb Grace Kelly im Alter von nur 52 Jahren in
Folge eines Autounfalls auf einer der Küstenstraßen, nicht unweit von genau
der Stelle, an der Grace Kelly und Cary Grant in ÜBER DEN DÄCHERN VON NIZZA
Picknick machen.
Wer sich im Verlauf des Films übrigens fragen wird, was das wohl für ein
schicker kleiner Flitzer ist, den unsere Grace da durch die Steilküstenroute
kutschiert, dem kann ich es hier schon einmal verraten: es handelt sich um
einen Sunbeam-Talbot Alpine Sports Mk I Roadster. Nachzulesen in der
„Internet Movie Car Database“, einer wahren Fundgrube für Autofans.
Noch ein Wort zur Filmkopie. Es handelt sich um eine 35mm Technicolor
Erstaufführungskopie in deutscher Sprache, die uns von Jürgen Brückner von
der Kinemathek Coburg zur Verfügung gestellt wird. Die Lichttonspur ist nach
dem Perspecta-Verfahren kodiert, mit dem drei Frontkanäle angesteuert werden
können. Das ist natürlich keine echte Stereophonie, da die Quelle stets ein
Monosignal ist. Jedoch lässt sich ein quasi stereophoner Eindruck vermitteln.
Damit das alles überhaupt hier bei uns so funktioniert wie sich das die
damaligen Tonmeister vorgestellt haben, musste unser Tontechniker Gunter
Oehme eine spezielle Software nach den Parameter-Vorgaben von Perspecta-Sound
schreiben. Diese Software wurde dann auf eine „Digital Mixing Engine“ von
Yamaha aufgespielt. Die „Digital Mixing Engine“ wird dann mit dem
Lichttonsignal der Filmkopie gespeist, erkennt die
Perspecta-Steuerfrequenzen und generiert so die drei Frontkanäle, welche
dann wieder in die Hausanlage eingespeist werden. Ich finde Gunter hat sich
dafür schon mal einen kleinen Applaus verdient.
Und jetzt wünsche ich uns vergnügliche und spannende 108 Minuten.
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DIE OBEREN ZEHNTAUSEND
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Bild Clemens Scherer
Herzlich willkommen zum letzten Programmpunkt
in unserer kleinen VistaVision-Retrospektive. Und ein besonders schöner dazu.
DIE OBEREN ZEHNTAUSEND aus dem Jahre 1956. Es ist auch gleichzeitig der
Film, mit dem die junge Grace Kelly ihren Abschied von der Leinwand nahm.
Seine Premiere feierte der Film genau drei Monate nach Grace Kellys Hochzeit
mit Prinz Rainier von Monaco. Der Verlobungsring, den sie gleich nachher im
Film trägt, ist übrigens genau jener Ring, mit dem sie dem Prinzen ihr
Hochzeitsversprechen gab.
In ihrer Funktion als Prinzessin von Monaco musste sich Grace nun ganz
anderen Aufgaben widmen. Erst 1982 stand sie wieder vor der Kamera: für
REARRANGED unter der Regie von Robert Dornhelm. Doch dieser Film wurde
aufgrund ihres plötzlichen Unfalltodes leider nie fertiggestellt.
Noch ein paar kleine Randnotizen zu HIGH SOCIETY, wie DIE OBEREN ZEHNTAUSEND
im Original heisst.
Grace Kelly war nicht die erste Wahl für die Rolle der Tracy Lord. Die
Produzenten liebäugelten mit Elizabeth Taylor. Die aber war zum Zeitpunkt
der Dreharbeiten nicht verfügbar.
Die Kostüme im Film wurden von Helen Rose entworfen, die auch das Brautkleid
für Grace Kellys Traumhochzeit mit dem Prinzen von Monaco entwarf.
Einer der Songs im Film trägt den Titel „Who Wants To Be a Millionaire?“
Klingt Ihnen das vertraut? Richtig! Ein weltweit sehr erfolgreiches
Fernsehquiz wurde nach diesem Song benannt.
Der Film war für zwei Oscars nominiert. Für den „Besten Song“ True Love von
Cole Porter und für die „Beste Filmmusik in einem Musikfilm“, Johnny Green
und Saul Chaplin. Die Oscars gingen in jenem Jahr jedoch an den Song „Que
Sera, Sera“ aus dem Film THE MAN WHO KNEW TOO MUCH und den Score für THE
KING AND I.
Wir präsentieren Ihnen die VistaVision-Produktion DIE OBEREN ZEHNTAUSEND in
einer deutsch synchronisierten Erstaufführungskopie in Technicolor und mit
Perspecta stereophonischem Ton. Die Lieder im Film wurden erfreulicherweise
im Original belassen, so dass wir zumindest dort in den Genuss der
Originalstimmen kommen werden. Unser besonderer Dank gilt Jürgen Brückner
von der Kinemathek in Coburg, der uns die Kopie zur Verfügung stellt sowie
Gunter Oehme für die Rekonstruktion der Perspecta-Tontechnik.
Bleibt mir jetzt nur noch übrig Ihnen angenehme Unterhaltung zu wünschen und
auf unser nächstes nostalgisch angehauchtes Filmfestival hinzuweisen, das
wir vom 2. bis 4. Oktober veranstalten: unser traditionelles Todd-AO 70mm
Filmfestival. Bis dahin viel Spaß!
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ALAMO
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Bild Clemens Scherer
Meine sehr verehrten Damen und Herren,
liebe Filmfans und Westernfreunde!
Ich darf Sie ganz herzlich begrüßen zu unserer Benefiz-Veranstaltung
zugunsten der Restaurierung des Western-Klassikers ALAMO aus dem Jahre 1960.
Ich freue mich ganz besonders, dass sich tatsächlich noch einige Fans zu
dieser späten Stunde hier in der Schauburg eingefunden haben und möchte mich
aufgrund der fortgeschrittenen Zeit auch ganz kurz fassen.
Wie Sie vermutlich wissen, kommen sämtliche Einnahmen der heute Abend
verkauften Eintrittskarten dem Restaurierungsfond von Robert A. Harris
zugute. Harris hat sich zur Aufgabe gemacht, ALAMO bis zum 50jährigen
Jubiläum des Films im kommenden Jahr komplett zu restaurieren. Der
geschätzte zeitliche Aufwand beträgt 10 bis 12 Monate und es sind noch etwa
1 1/2 Millionen US-Dollar zu finanzieren. Erklärtes Ziel ist es, ALAMO im
kommenden Frühjahr mit einer neuen 70mm-Kopie in ausgewählten Städten zur
Aufführung zu bringen. Hoffentlich auch in Karlruhe.
Warum eine Restaurierung dringend erforderlich ist, das werden Sie in den
kommenden 170 Minuten selbst feststellen können. Mitte der neunziger Jahre
entdeckte ein kanadischer Filmsammler die letzte Kopie der 70mm
Premierenfassung des Films, welche in hervorragendem Zustand war. MGM nutzte
diese Kopie, um einen digitalen Videotransfer der Roadshow-Version für VHS
und LaserDisc herzustellen. Leider wurde diese 70mm-Kopie danach nicht
ordnungsgemäß gelagert und verschlechterte sich dramatisch.
Über Sinn und Inhalt des von John Wayne inszenierten Epos kann man natürlich
streiten. Außer Frage steht jedoch, dass es sich bei diesem sehr patriotisch
angehauchten Film um ein Stück Zeitgeschichte handelt, das es zu erhalten
gilt. Alleine schon die Tatsache, dass der Film im aufwändigen 65mm Todd-AO-Verfahren
produziert wurde, macht ihn einzigartig. Und die Filmmusik aus der Feder von
Dimitri Tiomkin ist so legendär, dass selbst Quentin Tarantino das berühmte
„The Green Leaves of Summer“ in seinem neuesten Film INGLORIOUS BASTERDS
anklingen lässt. Zu hören heute Abend in 6-kanaligem Stereo Magnetton.
Wir zeigen eine deutsch synchronisierte 70mm-Kopie von 1960, komplett mit
Ouvertüre, Pause, Intermezzo und Exit Music. Viel Vergnügen.
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Updated
28-07-24 |
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