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50 Jahre Todd-AO
Rückblick auf das Karlsruher 70mm Wochenende 2005

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Von: Clemens Scherer Date: 20 December 2005
Clemens Scherer, Gerhard Schübner und Ingrid Schübner. Bild: Andreas Urban.

Meine erste Begegnung mit echtem 70mm war im Jahre 1990. David Lean´s "Lawrence von Arabien" ("Lawrence Of Arabia") war im Originalformat rekonstruiert worden und 70mm Kopien waren in Deutschland im Verleih. Viele Besucher erlebten nach Jahrzehnten wieder eine echte 70mm Projektion - für mich war es das erste Mal in meinem Leben überhaupt. Es war reines Glück, weil schon Jahre zuvor viele 70mm-Projektoren aus den Vorführräumen verbannt und durch kleinere Maschinen ersetzt worden sind, die lediglich gewöhnlichen 35mm-Film vorführen können. In Freiburg aber war Günther Hertel zur Stelle, ein begeisterter Filmvorführer, der die großen 70mm-Klassiker damals selbst vorgeführt und ihre Erstaufführungen erlebt hatte. Beim Unbau der Kinos hatte er seinen 'DP70' Projektor in Sicherheit gebracht und gut verwahrt. Jahrzehnte später bekam er nun die Erlaubnis, diese Maschine für die genehmigte Spielzeit von lediglich einer Woche zurück in die Vorführkabine der umgebauten 'Kurbel 1' der UFA zu bringen, um diesen Klassiker von 1965 in echtem Super Panavision 70 vorführen zu können. Der immense Aufwand hatte sich gelohnt, seither kannte ich den 65/70-Effekt: wie wenn ein Schleier vor  der Leinwand verschwindet und alle Dinge greifbar echt erscheinen. Das war der Beginn der Suche, weitere Klassiker, die mit einer 65mm-Kamera produziert worden waren, in echter 70mm-Projektion zu erleben.

Über die Jahre habe ich etliche 65/70-Vorführungen historischer Kopien besucht. Leider hat sich herausgestellt, daß es mittlerweile fast unmöglich geworden ist eine befriedigende Präsentation zu erreichen. Der größte Feind ist allgemein bekannt: der 'Dye Fading'-Effekt. Er betrifft alle bis zum Ende der siebziger Jahre auf Eastmann Kodak Material gezogenen Kopien, und Hollywoods 70mm-Klassiker sind ausschließlich auf dieses Material kopiert worden. Früher oder später läßt dieser Defekt die Farben verblassen, um lediglich eine rote bis purpurne Färbung zurückzulassen. Ist dann selten genug eine Kopie noch farblich in gutem Zustand, dann hat sich unter Umständen das Trägermaterial mit den Jahren verändert und das Bild verläßt fortwährend die Schärfenebene. Und oft arbeitet eine 'Viktoria 8' im Vorführraum, wo hingegen eine 'DP 70' dank ihrer gekrümmten Filmbahn dieses Problem viel besser im Griff hat. Zudem muß man hin und wieder die unterschiedlichsten Tonstörungen hinnehmen, die durch den zuvor unsachgemäßen Umgang mit den Magnettonpisten verursacht wurden. Letztlich sind solche 65/70-Veranstaltungen nicht mehr in der Lage neues Publikum für das ehedem großartigste Verfahren der Filmindustrie begeistern zu können. Zumindest greift das bösartige 'Dye Fading' freundlicherweise die 'Magenta-Schicht' - den Hauptträger der Schärfe - als letzte an. Deshalb waren diese Vorführungen zumeist interessantes Zeugnis der erstaunlich hohen Auflösung der Erstaufführungskopien. Aus wissenschaftlicher Sicht ist dies ein wichtiges Detail, man kann noch immer beurteilen ob eine neue Kopie oder sogar Restaurierung bezüglich Auflösungsvermögen gelungen ist.

Die Vorführung der wenigen 65mm-Neuproduktionen war dagegen weniger problematisch: "In Einem Fernen Land" (1993), die deutsche Fassung von "Far And Away", konnte ich in der 'Schauburg' in Karlsruhe in Panavision Super 70 sehen. Verglichen mit den Klassikern hatte sich die Aufnahmetechnik geändert, die Schärfe wird hier dynamisch eingesetzt. "Baraka" (1992) in Todd-AO und "Hamlet" (1996) in Panavision Super 70 sah ich mehrfach im 'National Museum of Photography, Film & Television' (NMPFT) in Bradford (GB).

Deshalb lag nun alle Hoffnung im Erscheinen neuer 70mm-Kopien aus dem umfangreichen Repertoire der 65mm-Produktionen. 1994 eine herbe Enttäuschung, die Rekonstruktionsfassung des Klassikers "My Fair Lady" (1964) in Panavision Super 70 fand nicht einen einzigen europäischen Verleiher, die Aufführung fand auf 'arte' im Fernsehen statt.

Die Rekonstruktion von Hitchcocks "Vertigo" (1958) - einschließlich
Umkopierung von VistaVision auf 70mm - erreichte glücklicherweise wieder Deutschland. Allerdings benötigte ich drei Versuche die 70mm-Kopie zusammen mit einer intakten 70mm-Optik und nah genug vor einer ausreichend großen Leinwand zu erwischen, daß VistaVision seine Wirkung entfalten kann - ein Drama der besonderen Art.

Das Jahr 2001 brachte dann neue Kopien von "2001: Odysee im Weltraum" ("2001: A Space Odyssey") - nicht für Deutschland, aber immerhin eine Kopie für Großbritannien die ich dann beim Widescreen Weekend des NMPFT gesehen habe. Die Farben waren wieder kräftig da, allerdings der ultimative Weltraumeffekt - die Sterne nur winzige Punkte - gelang mit der Erstaufführungskopie von 1968 wohl besser und diese hatte ich schon mehrfach zuvor gesehen. Das bedeutete, originale Schärfe und korrekte Farben waren nur bei getrennten Veranstaltungen zu sehen. Es war eine seltsame Situation, man hoffte auf kommende Neuerscheinungen und fürchtete gleichzeitig neue Enttäuschungen.

Beim alljährlichen 'Widescreen Weekend' 2005 in Bradford erwartete uns dann alle eine große Überraschung. Anläßlich '50 Jahre Todd-AO' waren gleich vier nagelneue Kopien historischer Todd-AO Filme aus Hollywood angekommen. Kopiert innerhalb der letzten zwei Jahre waren "The Sound Of Music", "The Agony And The Ecstasy" einschließlich Prolog, "Doctor Dolittle" und "Hello, Dolly!" ohne Ausnahme von einer sensationellen Qualität. Danach konnte ich überall berichten, daß es nach Jahrzehnten des Wartens endlich wieder möglich war, historische Filme in perfektem Todd-AO - dem allerersten 65/70-Verfahren - auf die Leinwand zu bringen.

 
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Das 70mm Filmfestival der 'Schauburg' in Karlsruhe

 
Ingrid Schübner, Andreas Urban, Gerhard Schübner und Stefan Scholz. Andreas kommt aus Berlin (Cinema Paris) die anderen aus Lübeck. Bild: Clemens Scherer

Im weiteren Verlauf des Jahres konkretisierten sich die Ankündigungen des 70mm-Theaters Schauburg in Karlsruhe. "Das Todd-AO Jubiläum wird mit einem Festival-Wochenende vom 7. bis 9. Oktober 2005 gefeiert in dessen Rahmen zehn Spielfilme des 65/70-Verfahrens aufgeführt werden". Rechtzeitig wurden verschiedene Investitionen getätigt - notwendig, um ein zufriedenes Publikum zu garantieren. Eine neue, passende 70mm-Optik wurde angeschafft und die 'DP75' mit einer neuen Schaltrolle ausgestattet. Den 6-kanal Ton mit 5 Bühnenlautsprechern besorgt nun eine überholte Dolby 'CP 200' Einheit. Der Magnettonvorverstärker (MPU) wurde durch Modifizierungen verbessert und DTS für 70mm mit 'Special Venue Kanallayout' installiert. Standard DTS beinhaltet lediglich drei Bühnenkanäle, die originale Abmischung könnte damit nur verwaschen wiedergegeben werden. 'Special Venue' stellt alle bei Todd-AO ursprünglich vorhandenen Kanäle zur Verfügung.

Je näher der 7. Oktober rückte, desto mehr stieg die Spannung. Freunde hatten sich als Übernachtungsgäste angekündigt und ich konnte die Kapazitätsgrenzen meiner Wohnung ausprobieren. Dauerkarten wurden vorbestellt - einige 70mm-Fans erwarteten, daß ganz Karlsruhe die Schauburg stürmen würde und fürchteten keine Karten mehr zu bekommen.

Endlich war es Freitag, die Freunde trudelten ein und nach einem gemeinsamen Mittagessen konnte uns nichts mehr zurückhalten. Im Foyer der Schauburg war eine 'DP 70' aufgestellt, ausgestattet mit originaler Todd-AO Optik und eingelegter 70mm Kopie. Dort traf man bekannte Gesichter die man aus anderen 70mm-Theatern kannte. Ich sah Leute aus ganz Deutschland, der Schweiz, Österreich und Frankreich. Fast jeder der verstand was es hier zu sehen gab nahm diese einzigartige Gelegenheit wahr.

Nach Todd-AO kamen über die Jahre weitere 65/70-Systeme auf, welche die wesentlichen Parameter exakt kopieren, lediglich andere Geräte - wie Kameras und Objektive - verwenden. Bei sorgfältiger Arbeit zeigen auch diese Filme den Todd-AO Effekt und mögen bei einer Hommage an dieses Verfahren nicht fehlen. Gleich der Eröffnungsfilm "Patton" (1970) ist im D-150-Verfahren aufgenommen worden. Während die Ouvertüre erklingt wird das Licht auf dem samtroten Vorhang dunkler, um mit den letzten Tönen zu verlöschen. Im Dunkeln öffnet sich der Vorhang und im nächsten Moment erscheinen breite rote und weiße Streifen, der Vorhang gibt eine überdimensionale Flagge der USA auf der gewölbten Todd-AO-screen frei. Dann erscheint sehr klein, aber gut erkennbar, General Patton am unteren Bildrand, den er als Bühnenrampe für seine flammende Rede nutzt. Schon diese Eröffnungssequenz zeigte, Bildstand, Schärfe und Seitenverhältnis waren in Ordnung, die Projektion war sorgfältig eingerichtet - was nicht immer als selbstverständlich vorausgesetzt werden kann. Der Tonexperte Gunter Oehme war während des gesamten Festivals anwesend, um eventuell auftretende Probleme sofort zu beheben - was er auch umgehend beweisen durfte.

Am späten Freitag Nachmittag führte uns Todd-AO mit "The Agony And The Ecstasy" (1965) zurück zum Ende des 15. Jahrhunderts. Die '20th Century Fox' hatte ebenfalls den dazu gehörigen Prolog "The Artist Who Did Not Want To Paint" mitkopiert. Dieser stellt nicht nur Werke des italienischen Künstlers Michelangelo vor, er zeigt auch inzwischen historische Aufnahmen vom Rom des Jahres 1965 in Todd-AO. Diese Einführung gehörte zum Spielfilm dazu, war allerdings in Deutschland noch nie zuvor zu sehen. Der Hauptfilm nach Irving Stones Erzählung glänzt geradezu durch Todd-AO. Neben der spannenden Geschichte des Aufeinanderprallens und der gegenseitigen Abhängigkeit zweier starker Charaktere, getragen von bühnenreifen Dialogen, erzeugt die detailreiche Ausstattung eine starke Präsenz. Jede Ziernaht der prächtigen Kleider, jeder Schnörkel der schimmernden Rüstungen, jedes Detail der Sixtinischen Kapelle erscheint in greifbarer Nähe. Will man "The Miracle Of Todd-AO" in seiner Perfektion erleben, dann fällt unter den derzeit verfügbaren neuen Kopien meine Wahl auf diesen Film.

Die Abendvorstellung bekam Barbra Streisand mit "Hello, Dolly!" (1969), ein Film der beweist, daß Musicals ganz und gar nicht langweilig sein müssen. Einzig irritiert die damalige Mode, Nahaufnahmen von Hauptdarstellerinnen mit Weichzeichner zu machen - Barbra Streisand hatte darauf bestanden. Harry Stradling Sr. mischt daher gestochen scharfe Bilder mit flau gefilterten Nahaufnahmen und erzeugt dadurch mit Todd-AO eine seltsame Schärfendynamik. Andererseits legt der Film fortwährend an Tempo zu, um Dollys Auftritt im 'Harmonia Gardens' zum absoluten Todd-AO Feuerwerk werden zu lassen. Man muß es selbst erleben, das Kino gemeinsam 'Say hello Dolly...' singend zu verlassen. Nach dem Film hatte man beim 'Come Together' im Foyer der Schauburg Gelegenheit zum Fachsimpeln oder einfach seiner Begeisterung Luft zu machen während man zudem einige Festivalsouvenirs erhielt.

Der Samstag begann mit einem 'Großen Frühstücksbuffet' in der Schauburg. Wollte man alle Filme dieses Tages sehen bildete dies eine gute Überlebensgrundlage. Den Start machte wiederum ein konkurrierendes Verfahren, David Lean erzählt die Geschichte von "Ryans Tochter" ("Ryan´s Daughter") (1970) erwartungsgemäß in Super Panavision. Hier kam eine historische Kopie in deutscher Fassung zum Einsatz, abgesehen vom 'Dye Fading' in gutem Zustand. Die Vorführer machten sich besonders verdient beim gefühlvollen Justieren der Schärfe, immer wenn die Aufmerksamkeit extrem auf eine Seite der gekrümmten Leinwand gelenkt wurde. Wie bei seinen früheren Filmen begeistert David Lean durch das genaue Beobachten der Protagonisten und ihrer verflochtenen Beziehungen.

Am frühen Nachmittag war "Doctor Dolittle" (1967) zusammen mit dem gesammten Tierreich von England bis zur Südsee wieder da. Wir verfolgen eine Kette phantastischer Abenteuer auf der Suche nach der großen, rosa Seeschnecke. Neben dem immer beständigen Rosa waren nun alle Farben mit dieser neuen Kopie wiederhergestellt. Es ist sehr erfreulich zu erleben wie dieser Film durch die Brillianz von Todd-AO bestens unterstützt wird.

Gleich anschließend sausten "Die Tollkühnen Männer in ihren fliegenden Kisten" ("Those Magnificent Men In Their Flying Machines") (1965) über die Todd-AO Leinwand. Ich war sehr gespannt diese neue Kopie zum ersten Mal zu sehen. Wiederum konnte ich mich besonders über die deutschen Offiziere des Kaiserreichs amüsieren. Die aufwändige Rekonstruktion historischer Fluggeräte erfreut durch großen Detailreichtum. Der typische Humor dieser britischen Produktion verleiht diesem überaus lustigen Film Glanzpunkte der Komödie.

Der Samstagabend war einer Galavorführung vorbehalten. Die Schauburg hatte um Abendgarderobe gebeten und der Großteil des Publikum warf sich in Schale für "My Fair Lady" (1964). Speziell diese Vorstellung sollte das breite Karlsruher Publikum ansprechen, weshalb die deutsche Synchronfassung gespielt wurde, welche die Handlung sprachlich von London nach Berlin verlegt. Leider steht die restaurierte Fassung nur im englischen Original zur Verfügung, weshalb hier wiederum eine historische Kopie eingesetzt wurde, deren 'Dye Fading' leider nicht zu übersehen war. Jedoch - als ob Professor Higgins es geahnt hätte - kauft er für Eliza ein atemberaubendes Abendkleid in schwarz und weiß, in dem Audrey Hepburn unverändert eine Wirkung entfaltet, daß ein Raunen durch das Publikum ging.

Der Sonntag startete wiederum mit dem obligatorischen Frühstücksbuffet. Dieser Vormittag stand unter dem Motto 'Size Does Matter' und die Schauburg hatte ihr Publikum eingeladen kostenlos hereinzuschnuppern. Eintrittspreise sollten niemanden davon abhalten das 70mm-Format in allen seinen Aspekten kennenzulernen. Nachdem Herbert Born das Publikum begrüßt hatte, führte uns Thomas Hauerslev zurück zu 'The Early Days Of Todd-AO'. Der Vortrag streifte den Beginn mit CINERAMA, ein eindrucksvolles aber aufwändiges Verfahren welches zu vereinfachen und zu verbessern Michael Todd mit Todd-AO beabsichtigte. Das gezeigte Bildmaterial machte dies für alle gut verständlich. Die Entwicklung des neuen Verfahrens war eine anspruchsvolle Aufgabe für jeden beteiligten Ingenieur gewesen, das Erreichen sehr konkreter Vorstellungen hatte den Entwicklungsrahmen bestimmt. Als Beleg stellte Thomas Hauerslev die Entwicklung der Spezialkopiermaschine 'Mark III' vor. Das Ausrüsten üblicher Lichtspieltheater mit Todd-AO wäre unter Umständen mit drei optischen Problemen auf der gekrümmten Leinwand verbunden gewesen. 'Mark III' sollte alle drei bereits auf der Kopie ausgleichen. Die hochkomplizierte Technik hatte tatsächlich funktioniert, war allerdings aufgrund neu aufkommender Probleme mit der Kopienqualität langfristig aufgegeben worden. Obwohl also dieser Teil des Prozesses für die späteren Filme bedeutungslos wurde, ist er wichtig für das Verstehen der Idee hinter Todd-AO. Davon konnte auch der damals beteiligte Walter Siegmund berichten, dessen umfangreiches interview durch Thomas Hauerslev den Abschluß der Festivalbroschüre bildet und von dem er eine herzliche Grußbotschaft speziell für das Publikum des Karlsruher Festivals verlesen konnte.

Zum Schuß blieben die nachfolgenden Konkurrenzverfahren unbehandelt, das hätte den zeitlichen Rahmen gesprengt. Eine kurze Erwähnung ihrer Existenz und Namen könnte jedoch hilfreich sein, da das allgemeine Publikum doch etwas irritiert auf die Schußaussage des später gezeigten 70mm-Trailers von "Far And Away" reagierte: "Der erste Film in Panavision Super 70" - und das 1993.

Nach dem Vortrag wurden außergewöhnliche Beispiele für die Nutzung des 70mm Formats gezeigt. Oliver Brunets "Fanny's Wedding" - ein französischer Avantgardefilm des Jahres 2000 - benutzt die Hochauflöslichkeit der 70mm Kopie, um mit dem unterschiedlichen Charakter von 35mm- gegen 65mm-Negativ und Schwarzweiß gegenüber Farbe zu spielen. Dieser Film entzieht sich sicher einer festen Interpretation, man kann ihn jedoch unter anderem als außergewöhnliche Hommage an den 65/70-Prozeß verstehen: wann immer in 35mm/SW fotografiert, war das Leben der Protagonisten gefährdet durch Faschisten, in 65mm/Farbe waren sie in die Neuzeit entkommen, in Sicherheit.
 
 
Günther Hertel und Daniel Heinrich aus Freiburg. Bild: Clemens Scherer

Für "A Year Along The Abandoned Road" (1991) hat Morten Skallerud einen
derart unglaublichen Aufwand getrieben und so präzise gearbeitet, daß die
Verwendung der Panaflex 65 Kamera mehr als gerechtfertigt war. Über einer verlassenen Straße schweben wir um einen Fjord in Norwegen, währenddessen vergehen die Stunden und Tage in unterschiedlichstem Zeitraffer. Zur Musik von Jan Garbarek komponiert Morten Skallerud seine Eindrücke. Menschen am Anlegesteg der Fähre, ein Blick auf die uns umkreisenden Sterne des Nachthimmels. Jeweils führt uns der Weg weiter um den Fjord der nächsten Jahreszeit entgegen.

Den Abschluß dieses Programmblocks bildeten zahlreiche, interessante Versatzstücke in 70mm. Werbung, Filmausschnitte, Dokumentarfilme und Trailer zeigten die maximale Spannbreite dessen, was je auf 70mm kopiert wurde.  Nicht immer war der Grund eine Todd-AO-Bildqualität, in späteren Jahren nur die höhere Farbdichte des 70mm Films und die Verfügbarkeit des 6-kanaligen Magnettons - man hört die 70mm Kopie - oder sogar lediglich die Möglichkeit  das Vorprogramm direkt vor den Hauptfilm in 70mm koppeln zu können. Es ist daher nicht richtig jedes 70mm Produkt 'Todd-AO' zu nennen - wozu 70mm-Theater immer gerne neigten. Denn damit beschädigt man das Markenzeichen "Todd-AO" und der beträchtliche Aufwand dem Publikum tatsächlich ein gestochen scharfes Bild zu bieten macht an der Kinokasse keinen Unterschied - besonders wenn die Anzahl der Vorführungen sehr begrenzt ist. Um das Publikum nicht zu verwirren, mag man akzeptieren, daß die zahlreichen, vergleichbaren 65/70-Verfahren unter dem Begriff Todd-AO zusammengefaßt werden, alles andere ist jedoch lediglich 'präsentiert im 70mm Filmformat'.

Der letzte Nachmittag des Festivals begann mit "Airport" (1970), dem ersten Todd-AO Film, der zur Drehzeit des Films spielt. Man war in den 70er Jahren angekommen, die Ausstattung ist neuzeitlich schlicht - zumindest verglichen mit den Möglichkeiten der historisch angesiedelten Filme. Mit dem Anbruch unserer modernen Zeit endete bald die regelmäßige Verwendung aller 65mm-Aufnahmesysteme. Der Auswertungsvorteil wurde kurzfristig betrachtet als marginal beurteilt, kleiner als der erhöhte Aufwand einer 65mm- gegenüber 35mm-Produktion. 70mm Kopien wurden allerdings weiterhin hergestellt - vom 35mm-Negativ im 'blow up'-Verfahren - und wie bisher beworben.

Aber gerade "Airport" zeigt trotz leichtem 'Dye Fading' der historischen, deutschen Synchronfassung wie selbst hier Todd-AO die Absicht des Films auf natürliche Weise unterstützt, den Zuschauer in seinen Bann zu ziehen. Spätere 35mm-Filme versuchen die Reduktion der Bildpräsens mit zunehmend gesteigerter 'Action' zu kompensieren, was nicht vollständig gelingen kann.

Den vorletzten Film hatten viele gespannt erwartet, 40 Jahre nach seiner Herstellung war diese Vorstellung die Deutschland-Premiere der ungekürzten Fassung von "Meine Lieder meine Träume" ("The Sound Of Music"). Sicher fesselt die ans Herz gehende Geschichte der österreichischen Familie von Trapp nach einer wahren Begebenheit das Interesse des Publikums. Deshalb fällt es kaum auf, daß hier der Todd-AO Prozeß einem leichten Kompromiß unterworfen wurde. Wohl mit Rücksicht auf die zahlreichen Kinderdarsteller jeden Alters, verzichtet die Produktion auf die sonst übliche starke Ausleuchtung und dichte Annäherung der Kamera. Ted McCord arbeitet deshalb oft mit offener Blende und längeren Brennweiten was beides zu einer dünnen Schärfentiefe führt und von dem 'Focus Puller' höchste Präzision verlangt. Nicht alles was das Auge interessiert, erreicht die gewohnte Todd-AO-Schärfe, sie ist allerdings jeweils dort zu finden, wo Robert Wise sie benötigt.

Das Festival endete mit "2001: Odysee im Weltraum" ("2001: A Space Odyssey") . Nicht zuletzt durch Super Panavision 70 gelang Stanley Kubrick 1968 die perfekte Illusion des schwerelosen Aufenthalts im lebensfeindlichen Weltraum. Die von der ersten Mondumkreisung mit Apollo 8 zurückkehrenden Astronauten antworteten auf die Frage wie es im Weltraum sei: "Unbeschreiblich... - eben wie in Kubricks 2001". Alle Inhaber einer Dauerkarte konnten dieses großartige Festival mit einem Filmbild aus "2001" verlassen, abgeschnitten von einem überzähligen Stück aus einer alten Kopie.

Für dieses Wochenende war Karlsruhe cinematographisch betrachtet zum 'Nabel der Welt' geworden. Am folgenden Tag dem 10. Oktober 2005 vor genau 50 Jahren hatte die Uraufführung des ersten Todd-AO Films "Oklahoma!" in New York City stattgefunden, besser hätte das Jubiläum nicht begangen werden können. Wir danken Herbert Born und seinem ganzen Team für dieses gelungene Festival und erwarten nun hoffnungsvoll das Wiedererstehen weiterer Klassiker. Wir sind gespannt auf das nächste Festival '100 Jahre Schauburg', bereits angekündigt für den 6. bis 8. Oktober 2006. The Miracle Of Todd-AO ist nach Jahrzehnten in denen man schon nicht mehr daran glaubte in voller Lebendigkeit zurück, mir erscheint dies noch immer wie ein Wunder.
 
 
   
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Updated 21-01-24